Terra Nullius II


2017
Mixed Media
29,7x21,5cm

Der Begriff Niemandsland bezeichnet ein Gebiet, das niemandem gehört, also 1. staatsrechtlich herrenlos ist, oder 2. von niemandem besiedelt und gepflegt oder bewirtschaftet wird, oder 3. zwischen den Frontlinien eines Krieges liegt. Im übertragenen Sinn wird damit auch ein besonders unwirtliches Gebiet bezeichnet.
Im 18. Jahrhundert wurde unter anderem vom Schweizer Völkerrechtler Emerich de Vattel daraus abgeleitet, dass unkultiviertes Land, das keiner anerkannten Macht untersteht, niemandem gehört, und man schuf damit quasi eine Rechtsgrundlage für die europäischen Mächte, von „primitiven“ Völkern bewohnte Gebiete zu kolonisieren. Staatsrechtlich gesehen betrifft Terra Nullius ausserdem die internationalen Gewässer sowie den Weltraum.

Das größte Niemandsland weltweit ist Mary Byrd Land in der Antarktis, das von keiner Nation beansprucht wird. In der Tat gehört die gesamte Antarktis keinem Staat. Einige Staaten haben allerdings Gebietsansprüche erhoben. Diese sind vorerst durch den Antarktisvertrag untersagt und ruhen dadurch als ungeklärt.

Bir Tawil ist ein kleines Gebiet zwischen den Grenzen von Ägypten und Sudan, das aufgrund verschieden ausgelegter Grenzziehungen von 1899 und 1902 als Niemandsland gilt. Der Grenzverlauf ist umstritten. Das Kuriose ist, dass Ägypten behauptet, Bir Tawil sei sudanesisch und der Sudan behauptet, Bir Tawil sei ägyptisch. In der Nähe von Bir Tawil liegt nämlich eine sehr viel größere Region, die von beiden Staaten beansprucht wird. Als „Ausgleich“ für diese große Region sehen beide Staaten jeweils das kleine Bir Tawil an.

Das Ilemi-Dreieck (auch Elemi-Dreieck) ist ein umstrittenes Gebiet, das von Äthiopien und Kenia beansprucht wird. Die unklare Situation ergab sich aus unpräzisen Formulierungen der Verträge aus der Kolonialzeit. Eine Einigung auf eine eindeutige Grenzziehung wurde bisher durch die instabilen Verhältnisse in der Region und die wirtschaftliche Marginalität des Gebietes verhindert.

Eine Kuriosität stellt das Fürstentum Sealand dar. Ein Privatmann proklamierte 1967 eine verlassene Plattform 7 km vor der Küste Englands, die er als Terra Nullius ansah, zu einem unabhängigen Staat. Die Mikronation erfuhr allerdings bis heute keinerlei internationale Anerkennung.

Der jüngste vermeintliche Anwendungsfall der Terra Nullius Doktrin ist die Gründung der Mikronation Liberland durch den Tschechen Vít Jedlička im Donau Grenzgebiet zwischen Serbien und Kroatien. Kroatien verwaltet das Gebiet, weist es aber als serbisches Staatsgebiet aus, Serbien erklärte, das Gebiet gehöre nicht zu Serbien. Erklärter „Staatszweck“ ist die Schaffung einer Steueroase.

Varosia ist eine Geisterstadt am Stadtrand von Famagusta im Osten der Insel Zypern. De jure gehört die ehemalige Feriendestination zur Republik Zypern. Seit 1983 gehört die Stadt de facto zur Türkischen Republik Nordzypern und ist ein Stadtteil von Famagusta. Varosia ist seit 1974 militärisches Sperrgebiet.

Wittenoom ist eine Geisterstadt im australischen Bundesstaat Western Australia. Für den Abbau von Blauasbest – in den 1930-er Jahren ein beliebtes Baumaterial – wurde Wittenoom als Arbeitersiedlung gegründet. Da die Mine nicht rentabel war, und die Gesundheitsbedenken bezüglich des Asbestabbaus stiegen, wurde die Mine 1966 geschlossen und der Ort seit den 1970ern schrittweise aufgegeben. 2016 wohnten noch drei Personen im Ort. Witenoom erhält keine staatlichen Leistungen wie zum Beispiel Stromversorgung mehr. Im Juni 2007 wurde der Stadt-Status per amtlicher Bekanntmachung aufgehoben. Der Name der Stadt wurde daraufhin von offiziellen Karten und Straßenschildern entfernt.

Oradour sur Glane: Für Frankreich war es ein Trauma, in Deutschland hörte kaum jemand davon: Am 10. Juni 1944 löschten deutsche Soldaten das Dorf Oradour-sur-Glane aus. 642 Menschen starben. Bis heute blieb der Ort, wie ihn die SS verlassen hatte. Die Überreste des zerstörten Dorfes sind als einzigartiges Mahnmal erhalten. Nichts wurde verändert. Zwischen den Ruinen stehen rostende Autowracks, angelehnte Fahrräder und verkohlte Kinderwagen. Im Kirchenraum liegt immer noch die Glocke, die zu einer unförmigen Metallmasse geschmolzen ist. Die Gründe für den Massenmord wurden nie ganz geklärt, vermutlich war es eine willkürliche Strafaktion, um die Bevölkerung einzuschüchtern.

Morokulien, das Amateurfunkerland, zwischen Schweden und Norwegen. Der Begriff Morokulien ist ein 1959 kreiertes Kofferwort und leitet sich von dem norwegischen Wort moro und dem schwedischen Wort kul ab, welche beide „Spaß“ bedeuten. Morokulien ist weder ein selbständiger Zwergstaat noch eine Mikronation. Er unterliegt schwedischen und norwegischen Gesetzen. Die dortigen Aktivitäten werden von Friedensvereinigungen beider Länder organisiert. In Morokulien befindet sich nebst einer Friedenstatue ein Informationszentrum, mehrere Campingplätze, eine Bühne, eine Kapelle, sowie ein kurioses Postamt, das Briefmarken beider Länger verkauft und abstempelt.

Die Freistadt Christiania ist eine alternative Wohnsiedlung in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, die seit 1971 besteht. Aus Sicht der dänischen Behörden handelt es sich um eine staatlich geduldete autonome Gemeinde.

Auroville ist eine internationale Stadt an der südostindischen Koromandelküste. Der Name Auroville bedeutet Stadt der Morgenröte. Die Idee einer „universellen“ Stadt basiert auf der Gesellschaftstheorie von Sri Aurobindo. 1966 beschloss die UNESCO eine Resolution, in der die Anerkennung und die Unterstützung des Projektes erklärt wird. Die Eröffnungs- und Einweihungszeremonie am 28. Februar 1968 wurde vom indischen Präsidenten, Vertretern aus 124 Nationen und 23 indischen Staaten begleitet, die, um das „universelle“ bzw. „planetare Eigentum“ zu symbolisieren, Erde aus ihren Heimatländern mitbrachten und im Zentrum der Stadt in eine eigens dort für diesen Zweck errichtete, einfache Urne aus weißem Marmor gaben und versiegelten.
Die 4-Punkte-Gründungsurkunde Aurovilles umfasst folgende Punkte:
1. Auroville gehört niemandem im besonderen. Auroville gehört der ganzen Menschheit. Aber um in Auroville zu leben, muss man bereit sein, dem Göttlichen Bewusstsein zu dienen.
2. Auroville wird der Ort des lebenslangen Lernens, ständigen Fortschritts und einer Jugend sein, die niemals altert.
3. Auroville möchte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Durch Nutzung aller äußeren und inneren Entdeckungen wird Auroville zukünftigen Verwirklichungen kühn entgegenschreiten.
4. Auroville wird der Platz materieller und spiritueller Forschung für eine lebendige Verkörperung einer wirklichen menschlichen Einheit sein.




Quellen: Teils Texte zu den Hintergrundinformationen sind aus Wikipedia und anderen einschlägigen Quellen